Pimp Your Muttersprache!

Pimp Your Muttersprache!

Dieser Krimi ist vom Umfang wie auch von der Sprache her auf das Nötigste reduziert; was wirklich angenehm zu lesen ist.

Diese Kurzrezension über meinen kürzlich veröffentlichten Kurzkrimi ‘Kleinstadtvampire’ ist mir soeben beim Googeln begegnet.

Ich war schon immer ein großer Fan von effizienter Sprache, nicht zuletzt wegen der Schwere so mancher kultureller Klassiker, die uns in der Schule aufgebrummt wurden. So sehr ich auch die ausgedehnte Eloquenz einer Duineser Elegie oder den stetig dahinsprudelnden Sprachfluss eines Türstoppers wie ‘Joseph und seine Brüder’ zu schätzen weiß, so seh ich auch den Sinn im Gegenstück.

Im Zeitalter der 140 Zeichen

Es ist eine olle Kamelle: Information Overload. Alles wird kürzer im Kampf um die Währung Aufmerksamkeit. Beklagen ist einfach. Adaptieren schon schwieriger.

Man erinnere sich an die Literaturen der Stunde Null. Kahlschlag. Neuaufbau. Umbruch im Wort. Ist etwas ähnliches heute auch möglich oder gar notwendig?

Ich würde behaupten ja, aus zweierlei Gründen:

  • aus Rücksicht auf den Leser

Es war glaub ich Shirky, der gesagt hat, dass es keinen Information Overload gäbe, sondern nur ‘Filter Failure’. In diesem Sinne, ob du twitterst, bloggst, oder narratierst, nimm Rücksicht auf den Rezipienten, der zwischen Multitasking und Ablenkung eingeklemmt ist, quasi als Dauerzustand.

  • Links statt Wortwüsten

Jedes publizierte Wort steht heute im Kontext, es ist nur einen Klick weit entfernt von Hintergründen, Fakten, Abzweigungen. Aber nicht nur im technischen Sinne des Hyperlinks! Nein, auch im Mentalen scheint sich diese Denkart oder Datenerarbeitung immer mehr durchzusetzen. Jedes Wort wird im inneren Google durchleuchtet, mit einem Wikipedia der Erinnerung abgeglichen und über Frage und Antwort Foren verunsichert.

Eine neue Sprache könnte nicht nur bündiger im Sinne der vielzitierten 140 Zeichen sein, sondern vielleicht gerade durch bewusste Auslassungen den Kontext heraufbeschwören, der im Netz so verführerisch sich zeigt, nur einen Klick weit weg.

Und vielleicht geht es gar nicht darum, dass das Googeln dumm macht, oder darum jedem Wort auf Wikipedia auf den Zahn zu fühlen, sondern eher um eine Art Schwebezustand zwischen Klicken und Klickenkönnen, der sich in der Sprache reflektiert.

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